Kinder haben oft ein feines Gespür für Gerechtigkeit. Der Ausschluss von John aus der Band Dor & Verso war gerade erst ausgesprochen, als die Pandemie erneut das öffentliche Leben einschränkte und viele in die Isolation zwang.
Johns Tochter Sophia nahm, wann immer es die Bestimmungen zuließen, weiterhin an den Proben teil. Meistens hatte sie große Freude dran. Doch manchmal, das vertraute sie einige Jahre später ihrem Vater an, musste sie weinen. Wegen der Pandemie trug sie imemr eine Maske, die ihre Tränen verbarg. Das war für sie in diesem Momenten auch sehr wichtig.
Im Dezember 2021 erhielt sie eine Nachricht von Fritz, die sie beschäftigte. Sie sprach darüber mit ihrer Mutter Mia und auch mit ihrem Vater John. Denn die Worte fühlten sich für sie unfair an – ein Gefühl, das sie nicht losließ. Der Ausschluss ihres Vaters war natürlich auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen. In der Nachricht schrieb Fritz:
Liebe Dor & Versos!
WIR sind Dor & Versos, DU bist Dor & Versos und unsere Crew bringt nichts auseinander, solange wir gedanklich verbunden bleiben…
– Signal-Nachricht von Fritz im Dezember 2021
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Ausschluss von John mit keinem Wort offen angesprochen.
Als John die Nachricht las, überkam auch ihn – ebenso wie seine Tochter und seine Frau – das Gefühl, dass hier nicht ehrlich war. Sein Ausschluss lag keine vier Wochen zurück, und er wusste genau, wie leicht es tatsächlich gewesen war, diese „Crew“ auseinanderzubrechen.
In den letzten Monaten hatte sich Iris immer wieder in Widersprüche verstrickt. Ihre Aussagen wirkten oft diffus, ihr Vorwürfe ließ sich nicht nachvollziehen. In einigen Situationen war klar erkennbar, dass sie die Wahrheit bewusst verdrehte. Immer wieder spielte sie ihre Emotionen aus, um Druck auszuüben. Viele Gespräche, in denen über John entschieden wurde, fanden ohne ihn statt. Und doch konnte er – zumindest nach eigener Wahrnehmung – die Leitung von seiner Sicht der Dinge überzeugen. Das wurde ihm auch so gesagt.
Natürlich gibt es in Gruppen immer wieder Spannungen und Konflikte zwischen einzelnen Personen – das ist nichts Ungewöhnliches. Doch darum ging es John nicht. Entscheidend war für ihn, wie mit diesen Konflikten umgegangen wurde. Für ihm kam es so vor, dass eine große Ungerchtigkeit still und heimlich beiseite geschoben werden sollte. Nach außen sollte unbedingt das Bild einer harmonischen, solidarischen Gruppe erhalten bleiben.